Lieber Herr Bundespräsident!

Fotocredit: Salma Abidi

Lieber Herr Bundespräsident @vanderbellen ! Ich schreibe Ihnen und weiß nicht, ob Sie meine Worte erreichen werden oder nicht. Ich wünsche es mir jedenfalls sehr, dass sie Ihnen weitergeleitet werden. Ihre gestern zum muslimischen Kopftuch veröffentlichen Worte haben Tausende von Musliminnen sehr getroffen. Und mit „getroffen“ meine ich, berührt im positiven Sinne. Sie freuen sich, dass ihr Präsident dermaßen klare und treffende Worte in diesem sexistischen und rassistischen Diskurs gefunden hat, der sich nun seit Jahren immer weiter zuspitzt. Viele von uns haben Sie genau in dieser Hoffnung auch gewählt. Lieber Herr Bundespräsident, Ihre Aussagen und das wunderbare Beispiel der Professorin Rima Al-Aifari - @rima.alaifari - an der ETH Zürich sind ein Trost für meine Schwestern und mich. Ihre Worte sind ein Trost für all jene von uns, die aufgrund dieser Hetze tagtäglich auf den Straßen beschimpft und attackiert werden, Jobabsagen bekommen, weil viele Menschen nicht verstehen wollen, dass es eben darum geht, was in unserem Kopf steckt und nicht darum, was wir auf dem Kopf tragen oder wie unser Name klingt. Ihre Worte sind ein Trost für jede Schülerin, die seit dieser Kopftuchdebatte an ihrer Schule nicht mehr eine einfache Schülerin sein kann, die überlegt, was sie morgen in Sachunterricht lernt oder wie sie die Mathe Hausübung meistert, sondern sich erklären muss, warum sie sich nicht ausziehen möchte, um in die Schule zu gehen. Ihre Worte sind ein Trost für viele meiner Schwestern, die Angst haben müssen, ob sie nach jahrelangem Studium oder nach Jahren im Beruf arbeitlos sein werden. Sie haben Angst, ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihren Beruf zu verlieren, weil im Jahre 2020 mitten in Europa Frauen ein Arbeitsverbot erteilt werden soll. Im Namen all dieser Frauen und ganz persönlich möchte ich mich bei Ihnen bedanken, Herr Bundespräsident, weil ihnen wichtiger ist, was in meinem Kopf passiert und nicht was ich drauf trage.